Auf dieser Seite erhalten Sie einen Überblick über Persönlichkeiten, die das Band des Wiener Akademischen Corps Marchia trugen und außergewöhnlich waren.

Diese Seite soll auch zeigen, dass uns im Gegensatz zu vielen anderen Verbindungen der Corpsbruder im Mittelpunkt steht, dem wir die Treue halten und der uns wichtig ist.


Univ. Prof. Dr. Viktor Hammerschlag (Loki)

Dr. Viktor Hammerschlag, geb. 1870, stammt aus Leipnik/Mähren, war von 1888 bis 1890  bei der Marchia aktiv und ist einer der Gründungsburschen. Seit 1895 ist er Facharzt für Laryngologie (Hals-Nasen-Ohrenheilkunde), seit 1901 Privatdozent und 1911 a.o. Universitätsprofessor an der Universität Wien. Er war Vorsitzender der Altherrenschaft im Jahre 1898 und von 1908 bis 1909. Univ. Prof. Dr. Hammerschlag wurde im KZ Auschwitz im Jahre 1943 ermordet. Dr. Hammerschlag war Mitglied einer Wiener Loge und zu seiner Zeit ein führender Repräsentant der Freimaurer in Österreich.

Dr. Viktor Hammerschlag ist Vater des ebenfalls von Nationalsozialisten ermordeten Kabarettisten und Literaten Peter Hammerschlag.  


Dr. Frank Zwillinger (Faust)
Ein Artikel entnommen der Acta Studentica

Frank G. (Gerhard) Zwillinger wurde am 29. November 1909 als Sohn einer jüdischen Familie in Wien geboren und lebte in der Meytensgasse in Hietzing. Nach dem Besuch der Volksschule in Wien absolvierte er das Gymnasium im ehemals österreichisch-schlesischen Neu-Oderberg (heute Nový Bohumín in der Tschechischen Republik). Mit Beendigung der Mittelschule begann er das Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Wien, dass er mit der Promotion zum Dr. phil. im Jahre 1937 abschloss (Dissertation über Adolf Wildbrandts „Osterinsel“ und ihre weltanschauliche Auseinandersetzungen).

Der Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich führte zur Flucht. Er floh 1938 nach Italien, und 1939 gelangte er über Rom nach Saigon (Französisch –Indochina, heutiges Vietnam), wo er als Handelsangesteller tätig war. Die Eltern von Frank Zwillinger wurden 1942 aus Wien deportiert und ermordet. Bei Kriegsbeginn seitens der französischen Kolonialverwaltung als „feindlicher Ausländer“ eingestuft trat er in die Französische Fremdenlegion ein, um einer Internierung zu entkommen. Im Jahre 1943 nach dem Ausscheiden aus der Fremdenlegion gründete er die erste kosmetische Firma in Französisch Indochina. Bei Übergriffen japanischer Militärs im März 1945 gegenüber den Europäern leistete er Widerstand und verlor im Zuge von Schussverletzungen das linke Bein.

Anfang 1946 erfolgte die Übersiedelung von Südostasien nach Paris und der Beginn der Arbeit bei einem französischen Parfümeriekonzern. 1948 –war er in den USA und lernte dort auch seine spätere Gattin, Ann kennen mit der er einen Sohn hat, der heute in der Schweiz lebt. Nach der Rückkehr aus den USA erfolgte die Übersiedelung von Paris nach Garches und ab 1967 der Vorsitz des Vereins der Auslandsösterreicher in Frankreich

Als Autor von Artikeln, Schriftsteller und Literat war Zwillinger sein ganzes Leben lang tätig. Bereits während der Schulzeit schrieb er in diversen Zeitungen in der CSR und in Südostasien  für Saigoner Zeitungen. Das Buch „Ceterum censeo..“ Roms Afrika-Politik und ihre tieferen Beweggründe, eine Studie aus unmittelbarer Anschauung (Sensen-Verlag 1936) wurde seitens der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen.

Das literarische Werk von Zwillinger umfasst Romane, Novellen und Lyrik (etwa 12 Bände). Laut Wikipedia (der freien Enzyklopädie) „erlangte vor allem die Dichtung in ihrer Vielfalt an Bildern und Metaphern Anerkennung“. 1938 erfolgte die Veröffentlichung des „Dalmatinischen Bilderbuches“ ein Prosawerk mit Reiseimpressionen. Neben seiner literarischen Tätigkeit war Zwillinger recht erfolgreich in der Wirtschaft tätig und erklärte einmal: „Bis 1970 habe ich ein Doppelleben geführt, als Industrieller und geistig Schaffender“. Ab 1970 wurde er als freier Schriftsteller tätig.

Im März 1959 kam es zu einem kurzen Briefwechsel mit Paul Celan. Von den 10 Bühnenwerken erfolgte 1960 die Uraufführung des Bühnestückes Galileo Galilei im Rahmen der Bregenzer Festspiele durch das Ensemble des Wiener Burgtheaters (wurde im Anschluss auch am Burgtheater gespielt). Die Volkskomödie „Der Streik Gottes“ erlangte Aufführung auf den Bühnen Westdeutschlands, wurde fürs Fernsehen als „Der Glockenstreit“ verfilmt und im ZDF ausgestrahlt. Das 1965 fertig gestellte, jedoch bisher nur als Manuskript vorliegende Drama Wiener Welttheater stellt einen Diskurs zu den Themen Holocaust und Vergangenheitsbewältigung dar. An Ehrungen erhielt er: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1970), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1977), Preis des Lyrikwettbewerbs des Invandramas Kulturcentrums, Stockholm (1978) sowie einen Professorentitel. Er wird auch als Mitglied des Österreichischen P.E.N –Clubs geführt.

Trotz einer Vielzahl an Veröffentlichungen stellt schlussendlich Wikipedia fest, dass Zwillinger eine umfassende Anerkennung versagt blieb.

Aktuell sind keine Bücher verlegt. Bücher von Zwillinger gibt es jedoch in Antiquariaten; Aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek und der Universitäten Wien und Graz ist das Schaffen von Zwillinger entlehnbar. Die Tonträgersammlung der Stadt Wien –Katalog Mediathek hat 7 Tondokumente mit Ausschnitten von Zwillingers Werk.

Frank Gerhard Zwillinger v/o Faust wurde im Sommersemester 1928 beim Wiener Akademischen Corps Marchia recipiert, und war im WS 31/32 und 32/33 Senior. Er belegte in den Jahren 1929 –weiters die Chargen als Consenior, Schriftführer und Fuchsmajor. Belegt ist eine Mensur, die am 23.12.1932 zwischen Ihm und Dr. Nathan Schänker, Jüdisch Akademische Verbindung Maccabäa ausgetragen wurde (vergl. hierzu H. Seewann, Zirkel und Zionstern Band 3 S.41 und Band 1 S. 69 – Auszüge aus dem Paukbuch der JAV Maccabäa 1899 –). Er blieb seiner Verbindungen während seines Lebens treu und nahm auch im Jahre 1988 beim 100. Stiftungsfest der Marchia in Wien teil (siehe Beiliegendes Stiftungsfestphoto, Zwillinger ist in der ersten Reihe der 5. von rechts).

Dr. Frank Gerhard Zwillinger starb am 22.11.1989 in Garches bei Paris an den Folgen einer Gehirnblutung und wurde in Wien mit einem Couleurbegräbnis im Jüdischen Teil des Zentralfriedhofs beerdigt.


HR Dr. Heinrich Dürmayer (Mokka)

Dr. Heinrich Dürmayer, geb. 1905, trat im Jahre 1924 in die Marchia ein. Er war schon während seiner Studienzeit ein überzeugter Kommunist. Im Jahre 1933 trat er aus der Marchia aus. Er war beteiligt an den Februarkämpfen 1934 und verbüßte eine mehrmonatige Haft 1935/1936 wegen kommunistischer Betätigung, war Kämpfer bei den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg von 1937 – 1939, in den Jahren 1940 – 1945 war er in den Konzentrationslagern Flossenburg, Auschwitz und Mauthausen. Von August 1944 bis zur Evakuierung von Auschwitz im Januar 1945 war Dr. Dürmayer Lagerältester und Mitglied der internationalen Widerstandsbewegung.

Am 16. Mai 1945, kurz nach der Befreiung des KZ-Mauthausen, verlas Dürmayer für das internationale Komitee namens aller ehemaligen politischen Mauthausenhäftlinge den sogenannten „Mauthausen-Schwur“.

Hermann Langbein, ebenfalls ein politischer Häftling in Auschwitz, hielt Dr. Dürmayer einen engen Kontakt mit sogenannten kriminellen Häftlingen, als auch der SS nach Befreiung 1945 vor.

Nach dem 2. Weltkrieg war er mit dem Aufbau und der Leitung der Staatspolizei in Österreich betraut. Von 1947 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 arbeitete er in Wien als Rechtsanwalt.


Univ. Prof. Dr. Heinrich Klang (Kunz)

Dr. Heinrich Klang, geb. 1875, war bei der Marchia von 1893-1895 aktiv und wurde später auch EAH des Corps Raetia. Er war Vorsitzender der Altherrenschaft von 1910 – 1954. 1897 wurde Dr. Klang Richter, 1921 Rat des Oberlandesgerichtes Wien, 1923 Privatdozent und 1927 a.o, Universitätsprofessor, 1938 aus dem Dient entlassen. Von 1942 – 1945 war er im KZ Theresienstadt, wo er Vorsitzender des Ghettogerichtshofes war. Nach dem zweiten Weltkrieg meldete er sich wieder zum Dienst und war von 1945 – 1950 Senatspräsident des Obersten Gerichtshofes und Honorarprofessor der Universität Wien sowie in der Rückstellungskommission tätig.  

Dr. Heinrich Klang ist Namensgeber für den „Großen Kommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch“. Die Erstausgabe des Klang-Kommentares wurde 1935 vollendet. Klang war von 1923 bis 1938 und von 1947 bis 1954 Herausgeber der Juristischen Blätter. Mit der Erstauflage hat er Entscheidendes zur Klärung der schwierigen weil ständig wechselnden Rechtsverhältnisse beigetragen

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