Von der Gründung bis 1938

Im Zuge der im Wien um 1870 begonnenen Vereinsbewegung kam es zur Gründung unterschiedlichster Vereinen und Vereinigungen, so auch innerhalb der Studentenschaft. Die Studentenvereine hatten ursprünglich die Pflege studentischer Geselligkeit mit stark literarischem Interesse, zum Teil auch wissenschaftliche Betätigung in den Vordergrund ihrer Bestrebungen gestellt.

Im Zuge dieser Bewegung gründeten Absolventen der beiden Brünner Staatsgymnasien am 17. November 1888 den farbentragenden „Akademischen Geselligkeitsverein Marchia“ in Wien. Unter den Gründungsburschen waren die Herrn Wilhelm Werner, Victor Hammerschlag, Josef Prayon, Leopold Koritschan und Moritz Hirsch.

Die „Märker“ trugen von Anfang das rot-weiß-goldene Band und die rote Mütze. Politischen und nationalen Interessen standen sie fern.

Am 28.2.1892 nahm die Marchia dem Geist der Zeit folgend das konservative Prinzip an und wurde eine schlagende Verbindung und nannte sich von nun an: „Wiener akademisches Corps Marchia“.

Die damaligen Corpsstatuten (§1/II) waren für den weiteren Werdegang prägend:  

„Das Wiener akademische Corps Marchia missbilligt jeden nationalen und konfessionellen Zwisth. Sein Zweck besteht lediglich in der Pflege wissenschaftlichen und geselligen Lebens, in der Pflege der Freundschaft und Kollegialität und den Mitgliedern mit Ausschluß jeder politischen Tätigkeit“. 

Aufgrund der immer stärker werdenden Radikalisierung der Studentenschaft in den 1890iger Jahren, die in den „Waidhofner Beschlüssen“ der Ehrloserklärung der Juden führte (mit Juden wurden keine Ehrenangelegenheiten, wie z.B. Duelle mehr ausgetragen) kam es zu massiven Spannungen zwischen den völkischen (deutschnationalen) und liberali-paritätischen Verbindungen (Verbindungen, die sowohl Juden als auch Nichtjuden aufnahmen). Das Corps Marchia brach zu allen Verbindungen, die das Waidhofner Prinzip aufnahmen die Beziehungen ab.

Zusätzlich kam es immer wieder zu Konflikten mit Vertretern jüdisch nationaler Verbindungen (z.B. JAV Kadimah), mit denen bis 1938 immer wieder Duelle und Holzereien ausgetragen wurden.

Das Wiener akademische Corps Marchia hatte nie den Arierparagrafen eingeführt (Mitglied konnte nur ein „Arier“ sein). Versuche diesbezüglich erfolgten einmal 1898, scheiterten jedoch.

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